Artikel-Inhalt von Lockdown-Geschichten: Hannelore & André

Schockzustand, administrative Arbeiten und Zeit für Entdeckungsreisen in Zermatt

Das Ambiance-Geschehen von COVID-19:

Der Winter 2020 mit all seinen Facetten die jeden glücklich machte bis zur ominösen Woche 11 mit dem Datum Freitag den 13. März. Unsere Stammgäste-Woche im Winter, da sehr viele wiederkehrende Gäste und Freunde bei uns sind. Diese kommen zum Teil schon seit über 25 Jahre, haben sich angefreundet und treffen sich alle Jahre wieder bei uns, um eine gute und erholsame Zeit zu verbringen.

Der letzte Freitagabend an der Hausbar war ein spezieller, die Nachricht von der Schliessung des Skigebietes hatte alle erschüttert. Die Stimmung zwischen Unverständnis, Übertreibung, Abstand halten – alles war zu spüren. Doch niemand realisierte, dass ein neues Kapitel begann, das noch nie zuvor geschrieben wurde.

Keine Bergbahn, keine Gondel, kein Skilift in Betrieb und so auch keine Skifahrer auf den noch bestens präparierten Pisten. Und das bei absolut schönstem Wetter. Ab diesem Tag, (notabene für die nächsten 7 Wochen) wussten wir noch nicht, dass wir persönlich wettermässig davon profitieren durften.

Doch zuerst gab es viele Situationen, Informationen, Anweisungen, Richtlinien, Meldungen, Meinungen usw. welche wir innerhalb 24 Stunden mit dem Ambiance, den Gästen und den Mitarbeitern neu ausrichten mussten.

Diese im Detail zu erläutern phuu… das wäre ein Buch. Doch ein starkes Bild bleibt bei uns zweien hängen: am Abend bei schönstem Wetter sind wir durch unsere Zermatter Bahnhofstrasse spaziert Mitte März! Und uns ist niemand begegnet. Sowas passiert bei uns nicht einmal bei Regenwetter in der Zwischensaison.

Nun kam es, das Hotel in einen Dornröschenschlaf zu versetzen ohne zu wissen, wann es wieder wachgeküsst werden darf. Wir haben mit allen Mitarbeitern das Haus saisonschlussmässig gereinigt und mussten dann alle nach Hause schicken und bitten, dort zu bleiben. Obwohl Sie wie sonst auch zu Ihren Familien ins Ausland gereist wären (kein Flug- & Fernverkehr, und Grenzen waren geschlossen).

Unser Staat hat sehr effizient und unkompliziert die Wirtschaft wie auch Unternehmen unterstützt. In unserem Fall die Erlaubnis zur Kurzarbeit für alle Mitarbeiter. Danke an dieser Stelle an Bund und den Staat Wallis für diese tolle Leistung.

Hannelore & André haben nun nach 35 Jahren das erste mal mit einem geregelten sich wiederholenden Tagesablauf zu tun. Jeden Tag konnten wir spazieren gehen – wenn auch noch nicht so weit, denn es lag überall Schnee, und das nicht wenig.

Da haben wir die Möglichkeit genutzt alle «Gassini» in den verschiedenen Zermatter Quartieren zu entdecken, was uns noch nie erlebte Eindrücke schenkte. Obwohl Hannelore in Zermatt geboren und auch André schon über 35 Jahre in Zermatt lebt.

An den Südhängen schmolz der Schnee zügiger und so konnte man etwas höher gegen Furi, gegen Ried und nach Zmutt wandern.

So begegneten wir sehr vielen Einheimischen und Kollegen beim spazieren. Denn normalerweise sehen wir uns während der Saison nicht und in der Zwischensaison ist jeder im Urlaub und sonst unterwegs.

Natürlich war unser Herr Pfarrer auch unterwegs gewesen, das 1. mal hat er mit uns ein Schwätzchen im Ried gemacht «Kapelle zur hl. Lucia» und an einem anderen Tag begegnete er uns in Zmutt «Kapelle zur hl. Katharina». Wieder gab es eine Schwätzchen bevor er sich aufs Bike setzte und zu Tale fuhr.

Mit der Zeit kam die Wärme ins Tal und wir durften unseren Garten pflegen und auf den Frühling vorbereiten. (1,5 Monate früher als sonst, 7 Wochen Sonne!)

Ein so grosses Haus ohne Menschen und ohne aktivem Leben ist ungewohnt und nicht schön für uns alle. Wir sind stark der Meinung das alle zusammenhalten und die empfohlenen Regeln befolgen werden. So dürfen wir uns umso eher wieder gemeinsam das Leben mit seinen schöneren Seiten geniessen.

Hannelore & André freuen sich auf schönere Zeiten mit Euch.